Aktuelles & Geschichten des SV 1911 Traisa e.V.

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Hermann Fischer – Vater der SV 1911 Traisa Globetrotters

„Spiele Sie Fußball?“ So und selten anders eröffnete Hermann Fischer seine Gespräche mit vornehmlich Männern, die er nicht kannte.

Denn er war mit Leib und Seele vom Fußballsport besessen.

Besessen vom Fußball seines Vereins, dem SV 1911 Traisa.

Andere Sportarten innerhalb und außerhalb des Vereins beäugte er mit kalter Schulter und auch der Jugend – und Altherrenfußball konnte seiner Vorliebe, dem Seniorenfußball, kaum das Wasser reichen.

Und selbst seine Familie musste sich seiner Leidenschaft absolut unterordnen und oft seine schlechte Laune ertragen, wenn seine „Erste“ mal verloren hatte. Noch schlimmer sei es jedoch gewesen, wenn seine Fußballer an einem Wochenende gar spielfrei gewesen seien.

Solche Tage hat Hannelore Gückel, seine im Oktober 1948 geborene Tochter noch gut vor Augen. “Nun“, erzählt sie mir im Gespräch, „selbst Fußball gespielt hat mein Vater nur ein paar Jahre lang, doch daran kann sich wohl kaum noch jemand erinnern“.

En echte Traaser Bub

Dass Hermann Fischer, der am 11. Februar 1921 in Traisa geboren wurde, keine allzu große aktive Sportkarriere einschlug, lag wohl zum einen an den Wirren des 2. Weltkrieges als auch an seiner beruflichen Tätigkeit.

Der Weltkrieg traf ihn in im Alter von 18 in seinen vermeintlich besten Jahren. In Russland kämpfend wurde er angeschossen und in einem dortigen Lazarett gepflegt. Nach Kriegsende konnte er glücklich nach Traisa zurückkehren.

Über eine Brieffreundschaft mit einem Kameraden aus Wolfenbüttel lernte er in den Nachkriegstagen seine spätere Frau Gisela kennen. Sie folgte ihm nach Hessen und heiratete ihn im Januar 1946. Eine knapp halbjährige, nachträgliche amerikanische Kriegsgefangenschaft im südhessischen Raum trennte das frisch vermählte Ehepaar jedoch nochmals für kurze Zeit.

Anschließend setzte Hermann Fischer seine berufliche Ausbildung fort, die mit der Grundschulzeit in Traisa und dem Besuch des Darmstädter Realgymnasiums ( dem heutigen LGG ) begonnen hatte.

Er erlernte den Kaufmannsberuf. Sein erster als auch einziger Arbeitgeber war die Deutsche Maizena GmbH ( Hersteller stärkehaltiger Lebensmittel ) denn Hermann Fischer hielt diesem Betrieb bis zu seinem Renteneintritt die Treue.

In seinem Beruf war er fleißig und erfolgreich, er war im Grunde ein klassischer Vertretertyp, der so lange nicht locker ließ, bis er bekam, was er wollte. Diese Beharrlichkeit verbunden mit der Gabe, wie kein Zweiter „betteln“ zu können war u.a. die Grundlage für seine späteren, mit Geschick organisierten Reisen.

Zunächst bereiste er mit seinen zu vertreibenden Lebensmittelzutaten per Zug den Odenwald. Oft musste er in der Woche unterwegs übernachten. Daher wurde ihm später mit einem flotten VW Käfer auch sein erster Dienstwagen gestellt.

Es waren nicht nur große und mittelgroße Märkte, die Hermann Fischer betreute. Vor allem war es eine Menge von kleinen Lebensmittelgeschäften, die damals in vielen Orten angesiedelt gewesen waren.

Hannelore Gückel erinnert sich, dass es selbst im kleinen Traisa damals eine Reihe von Lebensmittellädchen gab: am Bahnübergang gab´s den Mattes´,  Bartl´s Geschäft befand sich in der Bernhardtstrasse, in der Ludwigstrasse konnte man bei „Rädchen“ einkaufen, paar Meter weiter, neben dem damaligen Eisenwarenladen Wacker konnte man Ludwig´s Lebensmittel kaufen, gegenüber vom Datterichplatz in der Ludwigstrasse 98 ( dies ist gleichzeitig auch das Geburtshaus von Hermann Fischer ) gab es einen kleinen COOP, Bäcker Burger war gleich daneben an der Ecke Ludwigstr. / Darmstädterstr, ein wenig oberhalb fand man das „Spieße-Lädchen“ und schließlich gab es in der heutigen Apotheke noch ein kleines EDEKA Geschäft.

Und – beinahe vergessen zu erwähnen: die Fischers mischten selbst ja auch noch mit. In der Röderstrasse 11 führten zunächst die Mutter von Hermann Fischer und später seine Ehefrau ( bis ins Jahr 1966 ) ebenfalls einen kleinen Lebensmittelladen.

In dieses 1926 neu errichtete Haus zog die Großfamilie nach dessen Fertigstellung. Bisweilen lebten dort 10 Personen in engsten Verhältnissen, denn Platz für das Lebensmittelgeschäft musste ja auch noch sein.

Im Haus wohnte bis 1958 auch Hermanns Bruder Fritz ( weitere Geschwister hatte er nicht ). Der „Fischer Fritz“ eröffnete Ende der 50-er Jahren sein Lokal „Zum Goldenen Löwen“ an der Ecke Ludwigstrasse / Ndr. Ramstädterstrasse und zog dorthin um.

Reisen zu Beginn der 50-er Jahre

Schon früh in den 50-er Jahren entdeckte Hermann Fischer seine Fähigkeit, Reisen zu organisieren und sich, wie man es heute bezeichnen würde, gut zu „vernetzen“.

Im Namen des SV 1911 Traisa fand 1955 die erste von ihm organisierte Reise statt. Sie führte nach Bergweiler ins damals noch zu Frankreich gehörende Saargebiet – gleich zu Beginn ging’s also für die Traaser schon ins Ausland!

Unter seiner Regie folgten in den nächsten Jahren weitere Busreisen, sowohl Fußballer als auch Traisaer Bürger waren treue Teilnehmer. Hermann Fischer bewies sein Geschick als Reiseleiter und steuerte vorwiegend Ziele in Süddeutschland und Österreich an. Teilweise ging es mit bis zu drei Bussen 5 – 6 Tage „ins Blaue“. Große Ansprüche hatten die Reiseteilnehmer seinerzeit nicht, denn man war sich bei jedem Male sicher, dass es einfach wieder eine „tolle Tour“ werden würde.

Damalige Ziele wie z.B. Schleching, Filzmoos und Goldegg werden heute noch gerne von Mitgliedern des SV Traisa besucht.

Im Jahr 1960 startete unter Federführung von Hermann Fischer die eigentlich erste reine Reise von Fußballspielern des SV Traisa ins Ausland.

Im schwedischen Vingaker konnte man sich zwar schwer in der Landessprache verständigen, doch der kleine runde Lederball wirkte bei diesem ersten Treffen wie so oft Wunder. Die beiden Vereine Vingaker IF und der SV 1911 Traisa vertieften durch regelmäßige Besuche von Jugend – und Seniorenmannschaften ihre Beziehungen. Der Grundstein für die im Jahre 1980 beschlossene Verschwisterung zwischen Vingaker und Mühltal war gelegt.

Ab in die Welt

„Doch dann wurd´ es ihm in Europa zu klein, drum zog er in die Welt hinein“. Was einst schon von Ingo Insterburg besungen wurde,  galt ab 1970 auch für Hermann Fischer. Inzwischen hatte er seine „Antenne“ auf globalen Empfang eingestellt und startete Dank der Kontakte zu den Gebrüder Seibert in diesem Jahr seine erste Überseereise mit dem Ziel USA und Kanada. Die Seibert´s spielten einige Jahre in Traisa Fußball, bevor sie in die Vereinigten Staaten auswanderten. Hermann hielt den Kontakt aufrecht und so konnten 40 Reiseteilnehmer aus Traisa den nordamerikanischen Kontinent mit deren freundlicher Unterstützung kennen lernen.

„Ja“, meint Hermann Fischers Tochter Hannelore, „ die Telefon- und Portokosten im Hause Fischer stiegen in den Monaten vor solchen Reisen immer dramatisch an“ denn ihr Vater hielt hinsichtlich der Vorbereitung sowohl schriftlich als auch telefonisch unermüdlich Kontakt zu vielerlei Stellen. Fluggesellschaften, nationale Verbände, Kontaktpersonen im Land welches besucht wurde, Organisationen die sich um kulturelle Begegnungen bemühten und vor allem Sponsoren wurden von Hermann Fischer „bearbeitet“.

So erinnert sich Karl Lehr, der als Fußballer des SV Traisa und als einer von vielen weiteren organisatorischen Unterstützern an vielen Weltreisen des Vereins teilgenommen hat, an eine „Verhandlung“ von Hermann Fischer mit einer isländischen Fluggesellschaft. Der gewünschte Flug nach New York wäre mit einem damals marktüblichen Preis von 3.500.- DM pro Person unbezahlbar gewesen. Die Isländer boten ihn mit Zwischenstopp jedoch für 1.200.- DM an. Doch auch das war Hermann noch zu teuer. Und daher lud er einen Bevollmächtigten dieser Fluggesellschaft an einem Sonntag nach Traisa ein und versuchte ihn davon zu überzeugen, dass es noch günstiger gehen müsse. „Sie misse wisse“, so sein Gesprächseinstieg, „mir ham schon e Reisekass`, doch…. mir könne noch uff dere ihrn Boden sehn!“. Hermann verhandelte und  jammerte mit all seinem Geschick. Und schließlich hatte der Vertreter der Fluggesellschaft ein wohl notgedrungenes „Einsehen“ ( denn er wollte wohl an diesem recht sonnigen Sonntag nicht in Traisa versauern ) und gab klein bei: die Traaser flogen für 800.- Mark pro Person über den großen Teich!

Da war sie wieder, seine für ihn so typische Hartnäckigkeit und sein zumeist arg leidend anmutendes Verhandeln. Manchem gefiel diese Art, manchem jedoch nicht. Manchem missfiel, dass Hermanns Bemühungen leider immer nur sehr eng und somit zielgerichtet auf seine Fußballgruppen verliefen doch andere, die von Hermann Fischers  „Erfolgen“ profitierten, freuten sich, dass sie wie in dem Beispiel der isländischen Fluggesellschaft geschildert, für günstiges Geld in die Welt starten konnten.

Hermann Fischer hätte kein Facebook gebraucht

Dank seiner weltweiten Vernetzungen ( nicht auszudenken, wenn es damals schon Facebook gegeben hätte )  reduzierten sich die Kosten der Traisaer „Globetrotter“ ( denn so wurden fortan die reiselustigen Traaser genannt ) in der weiten Welt vielfach auf ein Minimum.

Man war oft in Familien der gastgebenden Fußballmannschaften untergebracht, selbst für den Transfer vor Ort wurde ein Sponsor gefunden. Und ab und an konnte man noch besondere „Schmankerl“ genießen, die sich aufgrund von Hermann Fischers Kontaktfreudigkeit ergaben.

So lernte er in den 60-er Jahren bei einer der Busreisen nach Schleching über Erhard Weiser ( ebenfalls Mitglied im SV 1911 Traisa und mehrfacher „Globetrotter“ ) den deutschen Botschafter Malaysias kennen. Prompt nutzte er diesen Kontakt bei der Weltreise 1973 zu einem kurzen, von eben diesem Botschafter „gesponserten“ Zwischenstopp zwischen Indien und Hongkong in Malaysia. Am Flughafen wurde die Reisegruppe aus Traisa musikalisch von einer Kapelle erwartet, mit Bussen ging es zum fürstlichen Empfang in der deutschen Botschaft. 

Gleiche Reise nach Fernost im Jahre 1973, anderes Beispiel: an einem Abend in der Vorbereitungszeit auf die Reise saß Hermann an seinem Schreibtisch, seine Frau schaute nebenan Fernsehen. Am nächsten Tag erzählte sie ihm, dass sie im Hessischen Programm am Vorabend den Bericht über einen deutschen Koch in Tokio gesehen habe. Er sei in Japan  „Der Herr über 180 Köche“. Prompt nahm Hermann Fischer über den Frankfurter Sender Kontakt zu dem erwähnten deutschen Koch auf. Die Traisaer Fußballer waren bass erstaunt, als sie nach der Landung in Tokio von einem deutschen Chefkoch per Bus in das von ihm betreute Hotel gebracht wurden. Sein innigster Wunsch war lediglich, dass ihm von allen ein deutsches Lied gesungen werde – dann ging die Küche auf!  

Umtriebigster Reiseleiter im deutschen Amateurfußball

Obwohl seine Reisen bis aufs Letzte gut geplant waren, hatte Hermann Fischer, so verriet mir „Kalli“ Lehr, bei den unzähligen Anflügen auf fremde Flughäfen vielfach Bedenken, dass es mit dem Abholen seiner Gruppe vom Airport nicht klappen und die gewählte Unterkunft nicht jedem gefallen würde.

„Ei … wo is dann de Kalli?“ konnte man seinen Hilferuf kurz vor der Landung  hören, denn Hermann Fischer klammerte sich gerne in seiner „Not“ an einen ihm zur Seite stehenden Freund. Doch zumeist war seine Angst unbegründet. Und wenn doch einmal was nicht ganz rund lief gab es in seiner Reisegruppe immer Unterstützer aller Art, die das kurzfristig entstandene Manko ausgleichen konnten. Besonders hervorzuheben sei in dieser Beziehung der „Müller Gerd“. Der langjährige Torwart des SV Traisa und vielfache Reiseteilnehmer half Hermann des Öfteren aus der „Patsche“.  

Mittelpunkt jeder Weltreise waren sportliche und zwischenmenschliche Begegnungen. Vielfach wurden Länder besucht, in denen der große Fußball nicht ganz so groß geschrieben war und dementsprechend enorm war jedes Mal die Vorfreude auf eine deutsche, vermeintlich spielstarke Fußballmannschaft .

(Stehend von links nach rechts: Michael Döring*, Karl Christian Schmidt, Jochen Daum, Harald Wieloch, Markus Kräter*, Ralf Goll* Peter Herold    kniend von links nach rechts: Dieter Lauer, Matthias Gückel, Manfred Schulz, Peter Klein, Spielertrainer Günter Reinhardt, Uwe Schäfer*, Hans Lehr)  *Gastspieler aus Karl Kräters Verein in der Nähe von Gießen.

Hier hören Sie die Live Reportage der namibianischen „Sportschau“ des im Juli 1987 in Windhoek stattgefundenen Spiels der Ramblers gegen den SV 1911 Traisa, Interviewpartner am Spielfeldrand seitens des SV Traisa war Dieter Lauer.

Live Reportage der namibianischen „Sportschau“

Die Qualität der Spielgegner der Traisaer Globetrotter war im Verlauf einer Reise immer sehr unterschiedlich. Man spielte gegen Mannschaften „auf dem Dorf“ vor ein paar wenigen Interessierten, doch es waren auch paar ordentliche Highlights dabei, die die dabei gewesenen Traisaer Fußballer ihr Leben lang nicht vergessen werden.

In Indien spielte man vor 20.000 Zuschauern, im damaligen Rhodesien vor gar 25.000 Zuschauern gegen die dortige Nationalmannschaft.

Im Vorfeld eines Spiels auf den Fidschi-Inseln berichteten die einheimischen TV-Kanäle ausführlich über das anstehende Ereignis. Daher war das Stadion mit 10.000 Zuschauern gefüllt. Traisa führte bis zehn Minuten vor Schluss 1:0. Nach dem Ausgleich brachen bei den „Fidschi Fans“ alle Dämme, sie stürmten das Spielfeld, rissen die Tore um, der vorzeitig Schlusspfiff ging im Jubel aller unter.

Spaßig auch die Reaktion mancher Gastgeber auf die Erkenntnis, dass in der Gastmannschaft ein Spieler namens Gerd Müller mitspiele.

Die Namensgleichheit mit dem berühmten Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“ sorgte immer wieder für Verwirrung.

So warb ein Radiosender in Alaska vor der Ankunft der Traaser Kicker mit einer über Tage wiederkehrenden Meldung: „ Das Team aus Alaska erwartet eine deutsche Fußballmannschaft mit Gerd Müller …. believe it or not“

Keine Angst vor niemand

Umrahmt waren viele dieser „Auswärtsspiele“ oft mit der Anwesenheit von Sportfunktionären und Politikern der jeweiligen Gastländer.

Hierbei verriet Hermann Fischer als offizieller Reiseleiter, immer in vorderster Linie stehend, keinerlei Berührungsängste. Ob Außen- oder Sportminister, ob Botschafter oder Bürgermeister – Hermann Fischer blieb seiner Art treu und hielt seine Dankesreden im besten „Boschel-Englisch“. Eigentlich, sagte mir seine Tochter, lag an seinem Nachttisch zu Hause ein Wörterbuch, denn ihr Vater wollte sich jeden Tag ein neues englisches Wort aneignen. Doch wenn er in der fremdsprachigen Welt zu Wort kam, nutzte er zumeist eine amüsante Kombination aus deutsch, englisch und hessisch.

„You know, my wife dehaam“, „I immer have hungry“ als auch „For me isses e Problem only schpeak english , iscluse me I say olles by german“ sind nur ein paar sprachliche Highlights aus Hermanns ganz eigenem Sprachrepertoire. Man mag es glauben oder nicht, doch er wurde in den allermeisten Fällen bestens verstanden.

Und jetzt aufgepasst ( !!!!!!! ) und unten anklicken:

Wir hören die Originalansprache von Hermann Fischer im Rahmen Empfang durch den Sportminister von Namibia und dem Bürgermeister von Windhoek im Verlauf der Reise nach Namibia / Südafrika im Jahr 1987.

Das obenstehende Bild zeigt Hermann Fischer im Gespräch mit dem Sportminister aus Namibia, Mr.Machilla. Hören Sie mit einem Klick auf die untere Starttaste dessen Ansprache anläßlich des Besuches in 1987. Eine politisch interessante Rede, da sich Namibia im Jahr 1987 noch auf dem Weg zur politischen Unabhängigkeit befand. (Dieses Ziel erreichte Namibia am 21. März 1990)

Von größter Bedeutung, so der Tenor vieler Weltreiseteilnehmer, war für Hermann Fischer nach solchen Reden die Gewissheit, dass, wenn das Buffet bereits  eröffnet war, auch für ihn noch etwas Gutes zu essen übrig blieb. „Stell´die Schissel jetzt do mol hie un`net nur von dem gute Zeusch wird gesse“  lautete sein hungriger Befehl an die Traaser Reiseteilnehmer und wehe, das Beste war wie erwähnt schon weggefuttert.

Dann war es durchaus wahrscheinlich, dass seine Grundstimmung drunter litt und er selbst Telefonanrufe bei seiner Frau zu Hause vermied. Besonderes Heimweh habe er bei den Reisen nicht gehabt, vermisst habe er am ehesten noch seinen Hund. Daher bat er seine Frau bei Telefonaten in die Heimat vielfach: „Komm Gisela, losse mol de Purzel gauze“. 

Regelmäßig hielt er aus allen Ecken der Welt jedoch Kontakt zum Darmstädter Echo. Die Presse wurde in Briefen und Telefonaten über alle aktuellen Ereignisse von ihm informiert. Das „Echo“ veröffentlichte diese immer ungewöhnlich bunte Info gerne zeitnah in der Tageszeitung.  Dies sorgte bei Vereinen in der Heimat vielfach für Neid und zugleich auch für Bewunderung und führte bei machen Fußballern im südhessischen Raum dazu, sich mit Wechselgedanken hin zum SV Traisa näher zu beschäftigen.

Letzte, von ihm organisierte  Reise

Die Namibiareise im Jahr 1987 war die letzte, die Hermann Fischer organisiert hat. Dies ist mittlerweile 26 Jahre her. Seit dieser Zeit fand nur noch eine Weltreise des SV 1911 Traisa statt. Im Jahr 2005 fuhren die Altherrenfußballer des SV Traisa erneut nach Namibia und Südafrika.

Dies zeigt, wie schwer es geworden ist, solche Reisen heutzutage zu organisieren und dabei vor allem auch das „Portemonnaie“ im Auge zu behalten.

Ja, gewiss, Hermann Fischer war kein einfacher Mensch, er konnte grantig sein. Und gleich einem  afrikanischen Elefanten vergaß er nicht, was er nicht vergessen wollte. Doch er hatte andererseits Mut und Ausdauer, Dinge durchzusetzen. Und damit ermöglichte all seinen Reiseteilnehmern, Orte auf dieser Welt zu sehen, von denen man nie zu träumen gewagt hätte, Menschen kennen zu lernen, mit denen man niemals  zusammen gekommen wäre.

Hermann Fischer war es auch, der in den 70-er Jahren den Kontakt zu den Fußballspielern der Windhoek Ramblers hergestellt hat. In über 40 Jahre sind zwischen den Mitgliedern beider Vereine viele feste  Freundschaften gewachsen. In unzähligen Traisaer Wohnzimmern hängen Souvenirs aus dem Land jenseits des Äquators oder einem anderen „Eck“ der Welt. Dies gäbe es  alles nicht, wenn Hermann Fischer seinerzeit nicht angefangen hätte, seine Ideen umzusetzen.

Zufall oder nicht: Die Ehefrau seines Enkels Thomas kommt aus Namibia und deren Onkel war vor vielen Jahren als Fußballer der Windhoek Ramblers bei einer Reise hier nach Traisa dabei. Ja, unser Globus ist manchmal ein Dorf!

Hermann Fischer hat die Welt dem SV 1911 Traisa ein gutes Stück näher gebracht. Dank ihm schwelgen heute noch viele Traaser bei geselligen Gesprächen in Erinnerung an die wundervollen Begebenheiten und Begegnungen in der weiten Welt, blättern viele heute noch in den bunten Heften, die nach Rückkehr von Reisen zwecks Aufstockung der Reisekasse aufgelegt wurden.

Hermann Fischers Frau Gisela starb im Jahr 1994, er selbst starb im Alter von 88 Jahren am 16. Oktober 2009.

Gewiss hätte er sehr gerne noch das 100-jährige Vereinsjubiläum seines SV 1911 Traisa miterleben wollen. Dann hätte er sich bei der akademischen Feier im Bürgerhaus auf seinen Stuhl gesetzt und dem möglicherweise fremden Sitznachbarn mit Gewissheit die Frage gestellt: „Saache se mol, spiele Sie Fußball?“

Von Hermann Fischer organisierte Reisen für und mit dem SV 1911 Traisa:

1955

 Bergweiler ( Saargebiet )*

1956  1958

 Chiemgau / Schleching*

1959

 Weißbriach / Kärnten*

1960

 Vingaker / Schweden

in den 60-er Jahren

 Pertisau*

 

 Brand am Vorarlberg*

 

 Saalbach-Hinterglemm*

 

 Filzmoos-Hinterthiersee*

 

 Goldegg im Pongau*

 

 Vingaker / Schweden mit Dänemark und Norwegen

1970

 USA / Kanada*

1971

 Namibia und Südafrika

1973

 Indien, Malaysia, Hongkong, Japan ujnd Alaska

1975

 Namibia, Rhodesien (dem heutigen Simbabwe),   Südafrika

1977

 Australien, Neuseeland, Fidschi-Inseln, Hawaii, San Franzisko (USA)

1979

 Namibia, Malawi, Südafrika

1981

 Prag / Tschechoslowakei

1983

 USA / Kanada

1987

 Namibia, Südafrika

* die Reisen waren ausgelegt sowohl für Mitglieder des SV 1911 Traisa als auch für die Traisaer Bevölkerung