Aktuelles & Geschichten des SV 1911 Traisa e.V.

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Wilhelm Gernand

Kannten Sie Wilhelm Gernand?
Wilhelm Gernand wurde am 25. Juni 1905 in Traisa geboren – er war also ein waschechter ‘Traaser Bub’. Er war seit über 80 Jahren Mitglied in unserem Sportverein, wurde zum Ehrenmitglied ernannt und für seine Verdienste geehrt. Sein Elternhaus steht in der unteren Ludwigstraße. Dort lebte bis zu seinem Tode am 1.3.2002.

Zum Sportverein ‘Fidelio Traisa’ kam er im Jahre 1920. Die Lust auf sportliche, fußballerische Betätigung in geselliger Runde zog auch ihn in seinen Bann. Nun, dies war auch nicht verwunderlich, denn in der damaligen Mannschaft spielten zeitweise fünf junge Männer aus seiner Verwandschaft mit. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, daß auch Wilhelm Gernand zur Traisaer ‘Großfamilie’ Valter gehört.

Auf dem sportlichen Gebiet verschrieb sich Wilhelm Gernand ( nach dem Krieg ) dem Fußballschiedsrichtertum. In über 35 Jahren pfiff er weit über 1000 Spiele, wobei ihn seine Einsätze bis in die hohen Bezirksklassenregionen führten. Er erinnerte sich noch gerne an die weiten Einsatzorte, wie Mannheim, Weinheim, Mainz, Frankfurt und den Rodgau.

Doch nicht nur diese Orte waren beschwerlich zu erreichen, selbst zu Spielen im nahen Odenwald wartete eine abenteuerliche Odyssee auf den Schiedrichter Wilhelm Gernand. Er gelangte nämlich vorwiegend per Bahn zu den einzelnen Spielplätzen. Manchmal, jedoch höchst selten, benutzte er sein Moped, um vor Ort zu gelangen. Wie stand es aber mit dem Autofahren” Nun, es ist schon interessant: Wilhelm Gernand ist wohl einer der wenigen Menschen in unserem Land, die, zumindest seit Kriegsende, kein Auto besessen haben und darüberhinaus noch niemals selbst gefahren sind.

Doch zurück zum Fußball: Den Auftrag zum ‘Pfeifen’ erhielt Wilhelm Gernand in den Anfängen zumeist telefonisch. Da er jedoch lange Zeit kein eigenes Telefon hatte, mußte der einzige Apparat in der Nachbarschaft, der der Familie Rodemich, herhalten. Die Neuigkeiten wurden dann über die Straße getragen.

In seiner aktiven Schiedsrichterkarriere wurden Wilhelm Gernand, eine Vielzahl von Auszeichnungen verliehen. Den Ehrenbrief des Hessischen Fußball Verbandes (HFV) erhielt er 1960. Die höchste Auszeichnung des HFV, die Ehrennadel in Gold wurde ihm im Jahre 1966 überreicht. In der Kreisschiedsrichtervereinigung ist er einer der wenigen Ehrenmitglieder. Vom Sportverein 1911 Traisa erhielt er die Ehrenurkunde und ist Ehrenmitglied seit dem 21.06.1969.

Dies kam nicht von ungefähr. So war er noch in anderen Ortsvereinen aktiv. Seit weit über 60 Jahren war er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Traisa. Sein ganzes Herz hing jedoch am Gesang und daher war er Mitglied der Chorgemeinschaft Traisa. Er war für einige Jahre 1. Vorsitzender des Gesangvereins, worauf er schließlich auch zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.

Verbände bis hin zur Bundesebenen haben sein Wirken gewürdigt. Vom Land Hessen erhielt Wilhelm Gernand den Ehrenbrief für langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit.

Die Leidenschaft für den Gesang ist wohl auch der Grund, warum Wilhelm Gernand auch im hohen Alter noch die Geselligkeit in allen Variationen genoß. Er gehörte mit zu den Begründern des sportlichen Kontaktes zu Vingaker/Schweden. Woraus sich, wie bekannt, die Verschwisterung mit Mühltal ergab. Er unterhielt zu vielen nationalen und internationalen Gesangsvereinen regen Kontakt.

Ihn interessieren, sagte er mir, natürlich neben Fußball, auch andere Sportarten. So ließ er es sich im Jahr 1990 nicht nehmen, mit der Bahn nach Frankfurt zu fahren, um dort Boris Becker beim Tennisturnier ‘live’ zu erleben.

 
Wir bedauern seinen Tod und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.